Die Mühle
Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre aufwendige Sanierung der Mühle mit Teestube und Bio-Hofladen.
Jeder Norder kennt die Westgaster Mühle, hat sich vielleicht einmal darin umgesehen und beachtet
sie nicht weiter. Mühlen gibt es doch viele in der Region. Das ist zwar zutreffend, dennoch ist die
Westgaster Mühle etwas Besonderes.
Ihr Alter ist es nicht gerade; mit ihren 154 Jahren hat sie schon einiges hinter sich, aber da gibt es
noch ältere Kameraden. Auch ihre Höhe ist nicht das Maß der Dinge, denn ihre 27 Meter werden
schon von der Nachbarin in Hage um drei Meter übertroffen. Nein, es ist die Anordnung der Mühle ,
die wie keine andere direkt mit der überdachten Diele und dem Wohnhaus verbunden ist. Warum
gerade die Westgaster Mühle auf diese Weise gebaut wurde, können wir den Bauherren Onnen leider
nicht mehr fragen. Auf jeden Fall ist sie 1863 aus einem anderen Material als Holz errichtet worden,
da zuvor zwei Holzmühlen (im Mühlenweg und in der Mühlenlohne) abbrannten –dem Schicksal
wollte der Müller entgehen.
In der Mühle wurde Korn gemahlen und es wurden auch Graupen hergestellt. Bis zu zwölf Arbeiter
konnten in guten Zeiten beschäftigt werden, die von der Säuberung über die Verarbeitung bis zur
Auslieferung des gemahlenen Korns jeden Arbeitsschritt ausführten. Bei gutem Wind war das in
einer Stunde eine Tonne Korn, die gemahlen wurde, allerdings mit drei Mahlgängen. So konnte es
auch vorkommen, dass die Mannschaft der Mühle die ganze Nacht durcharbeiten musste. Wind
spielte demnach eine sehr große Rolle. Darum durfte auch in der Nähe der Mühle nicht gebaut werden,
um bloß keinen Wind von den Ruten (Flügeln) abzulenken. So wurde zum Beispiel in Martensdorf
erst 1958 mit der Bebauung begonnen, auch wenn die Mühle noch bis in die 70er Jahre gewerblich
genutzt wurde.
1988 schlug für die Westgaster Mühle ein neuer Abschnitt an. Gerd Campen, ehemaliger Bürgermeister
der Stadt Norden, wurde der neue Besitzer und versuchte mit allen Mitteln, die Mühle zu
erhalten. Denn bereits kurz nach Erwerb des Bauwerks drohte der Einsturz. Da die Zeit eilte, wurde
mit der unteren Behörde für Denkmalpflege ein langfristiger Plan zur Erhaltung der Westgaster
Mühle erstellt. Danach mussten dringend die Kappe und die Ruten (Flügel) erneuert werden, und
auch die Galerie sowie der Achtkant kamen nicht um eine totale Renovierung herum. Vier Jahre
dauerten die Baumaßnahmen an und konnten 1992 erfolgreich abgeschlossen werden. Jetzt war
die Mühle wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Während der großen Renovierungszeit wurde
bereits der Verein Westgaster Mühle gegründet und Gerd Campen baute einen Bio-Hofladen sowie
eine Teestube auf, die der finanziellen Sicherheit der Mühle dienen sollten.
Stück für Stück etablierte sich das Angebot des Mühlenbesitzers, der seine Aufgabe immer ehrgeiziger
in Angriff nahm. Zuerst lieferten ihm drei Bauern aus Neuwesteel Bio-Produkte, mittlerweile
sind es fünf Bauern (zwei aus Leybuchtpolder und drei aus Neuwesteel, die sich Erzeugergemeinschaft
Nordermarsch nennen), die frische und regionale Produkte nach Norden liefern. Ebenso lief
es mit dem Verein Westgaster Mühle. Mittlerweile hat er rd.160 Mitglieder. Davon kommen acht
Mitglieder regelmäßig zu den Dienstagstreffen, um zu besprechen, welche Reparaturen gemacht
werden müssen oder wo wieder ein größerer Putzeinsatz wartet. Außerdem wird von dem Verein
jedes Jahr ein Mühlenfest organisiert, bei dem unter anderem das Döschgen und Müllern wieder
gezeigt wird und die Besucher frisches Brot probieren können, das aus dem historischen Steinofen
stammt. Dann sind auch über 40 Mitglieder des Vereins aktiv und helfen bei der Organisation.
Neben dieser Veranstaltung versucht der Verein, so oft es möglich ist,seine Mühle zu repräsentieren
und Gelder dafür zu sammeln, damit die ständig anfallenden Reparaturkosten wenigstens zu kleinen
Teilen gedeckt werden können.
Die Mühle ist übrigens auch zur Besichtigung geöffnet. Ohne Führung kann sich der Interessierte
jeden Tag bis zum fünften Boden der Mühle hocharbeiten und jeden Donnerstag um 15.00 Uhr
bieten die Mitglieder des Vereins Westgaster Mühle Führungen mit Korn mahlen an. Dann findet
der Besucher auf jedem Boden eine Ansprechperson, die Fragen zur Technik und zu dem Umgang
der Mühle beantworten kann.
Nicht zu vergessen einer von zwei Dieselmotoren, dem 40 PS starken Deutz-Motor, der die
Feinmüllerei mit dem Walzenstuhl antreibt. Dieselmotor-Liebhaber kommen dabei ins schwärmen!
Sehr beliebt bei den Kindern ist der angrenzende Gemüse garten, bepflanzt nach ostfriesischer
"Sitte" mit Kartoffeln, Bohnen, Grünkohl, Steckrüben, Porree, Tomaten und vielem mehr, das
Ganze durchsetzt mit Blumen, wie Dahlien, Stockrosen und – und – und.
Hühner und Kaninchen fühlen sich wohl.
Danach kann in der Teestube noch etwas geplaudert werden. Dort werden im Winter auch Kohlessen
angeboten sowie andere ostfriesische Spezialitäten. Und wer von der Westgaster Mühle
genauso beeindruckt ist, wie die vielen Besucher, die jedes Jahr aus dem In- und Ausland kommen,
kann dem Verein Westgaster Mühle eine Spende für den Erhalt der Mühle zukommen lassen.
Quelle: Westgaster Mühlenverein und Ostfriesischer Kurier
www.westgaster-muehle.de
Westgaster Mühle
Alleestraße 65
26506 Norden
Telefon: 04931 - 145 27
Email: mail@wolfgang-groeger.de
Internet: www.westgaster-muehle.de
Siehe Aushang.